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Herausforderungen für die Wasserwirtschaft

21.03.2018

70 Wasserexperten diskutierten beim Wasser-Info-Tag in Bensheim

Einhausen/Bensheim (WBVRO).  Der Weltwasserstag 2018 steht unter dem Motto "Nature for Water“. „Lösungen für Wasser, die auf der Natur basieren“, lautet die Überschrift des UNWasserreports, der in diesem Jahr zum Weltwassertag veröffentlicht wird. Naturnahe und natürliche Potenziale von Ökosystemen für das Gewässermanagement zu nutzen, ist auch ein Anliegen der regionalen Wasserwirtschaft. Das System der Infiltration sei ein Beispiel dafür, wie im Zusammenspiel von „grüner Infrastruktur“ und Technik seine sichere, umweltverträgliche und nachhaltige Wasserversorgung sichergestellt werden könne, sagte Ingo Bettels, Direktor des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost und Mitglied der Landesvorstände des LDEW und DVGW beim Informationstag Wasser, einem Spitzentreffen von Wasserexperten aus Hessen und Rheinland-Pfalz, in Bensheim.

Dass die Wasserversorgung nicht zuletzt auf politischer Ebene vor Herausforderungen steht, ist den Vertretern der Branche sehr wohl bewusst. Gerade das Thema „Spurenstoffe“ bedarf dringlich politischer und rechtlicher Lösungen. Bereits seit geraumer Zeit habe die Wasserwirtschaft das Thema auf der Agenda. Eine Lösung dürfe sich nicht nur auf technische Fragestellungen wie den Ausbau einer vierten Reinigungsstufe von Kläranlagen beschränken, bekräftigte Jörg Höhler, Vorsitzender der DVGW-Landesgruppe Hessen, sondern erfordert eine Gesamtstrategie. Bei der Lösung des Problems müssten auch die Hersteller von Arzneimitteln in die Verantwortung genommen werden. Als denkbare Maßnahmen nannte Höhler eine Rücknahmepflicht von Arzneimitteln bis zu einer Herstellerhaftung. Eine Arzneimittel-Abgabe der Hersteller hält auch Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer im Bundesverband der Energie-und Wasserwirtschaft, für denkbar. Es bedürfe eines Maßnahmenbündels und nicht nur einer technischen Lösung am Ende der Wertschöpfungskette, wies Weyand auf mögliche Investitionen von rund 37 Milliarden Euro für den deutschlandweiten Ausbau einer vierten Reinigungsstufe hin.

Auch auf Ebene der Landespolitik wird das Thema „Wasser“ intensiv diskutiert. Bereits im Juni (22.) soll das Leitbild „Integriertes Wasser-Ressourcenmanagement“ für das Rhein-Maingebiet vorgestellt werden. Dieses Leitbild will die Zukunftsaufgaben der Wasserversorgung mit dem Ziel bündeln, eine effiziente und nachhaltige Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet zu etablieren, die auch Effekt des Klimawandels und des demographischen Wandels berücksichtigt. Wie Christian Seidel, Abteilung Wasserwirtschaft im Hessischen Umweltministerium, erläuterte, soll das Leitbild durch wasserwirtschaftliche Fachplanungen sowie kommunale Wasserkonzepte konkretisiert werden. Als mögliches Finanzierungsinstrument ist ein Wasserentnahmeentgelt im Gespräch.

Neben dem Leitbildprozess bilden die Änderung des Hessischen Wassergesetzes, die Novellierung der Eigenkontrollverordnung, die Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried, die Umsetzung des Klimaschutzplans sowie der europäischen Wasserrahmenrichtlinie aktuelle Schwerpunkte der hessischen Wasserpolitik. Wie Michael Denk, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft im Hessischen Umweltministerium ankündigte, soll ein Entwurf der Spurenstoffstrategie noch in diesem Frühjahr vorgestellt werden. Darin werde ein Maßnahmen-Mix vorgeschlagen, der auch die Bereiche Medikamentenentsorgung sowie die Nachrüstung bestimmter Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe umfasse, eröffnete Denk.

Dr. Erwin Manz, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, betonte in seinem Vortrag beim Wasser-Info-Tag die Verantwortung der Wasserwirtschaft für die Energiewende. So seien Anstrengungen von der Eigenenergieversorgung der Wasserwerke, etwa durch die verstärkte Nutzung von Photovoltaikanlagen oder Windkraft bis zur Realisierung von energieneutralen Kläranlagen erforderlich.

Neben Themen der Wasserpolitik widmete sich der Wasser-Info-Tag auch fachspezifischen Themen. Neben aktuellen Herausforderungen der Trinkwasserqualität stand etwa der flächendeckende Einbau von Funkwasserzählern auf der Tagesordnung. Ein System, das im Bereich des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost in seine Mitgliedskommunen Einhausen und Lorsch zur Zeit diskutiert wird.

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Auch in diesem Jahr fand der Wasser-Info-Tag in Bensheim statt. Bild (v.l.) Ronald Röpke (LDEW Rheinland-Pfalz), Jörg Höhler (DVGW-Landesgruppe Hessen), Ingo Bettels (Verbandsdirektor Riedgruppe-Ost), Horst Meierhofer (LDEW-Landesverband Hessen-Rheinland-Pfalz) und Heinz Flick (DVGW Landesgruppen Hessen und Rheinland-Pfalz). Foto: (WBVRO)