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Sorge um aktuelle Entwicklungen

04.03.2020

Fünfter Informationstag Wasser fordert verlässliche Rahmenbedingungen

Die Sommer 2018 und 2019 haben die Wasserversorgungsunternehmen vor besondere Herausforderungen gestellt. Dennoch gab es in Hessen weder in ländlichen Gebieten noch im Ballungsraum Rhein-Main Einschränkungen in der Sicherheit der Wasserversorgung. Doch die Höhe und die Gleichzeitigkeit des Spitzenbedarfs macht nach Einschätzung des Wasserexperten Dr. Ulrich Roth Handlungsbedarf bei den Wasserversorgern deutlich. Dies betreffe vor allem die Erneuerung von Anlagen sowie die Schaffungen von Redundanzen. Im Rhein-Main-Gebiet erfordere dies sowohl Anpassungen im Verbundsystem als auch Optimierungen kommunaler Anlagen. In Spitzenlastsituationen hätten sich bei einzelnen Versorgungsanlagen die Grenzen ihrer Kapazität wie ihre technische Limitierung gezeigt, sagte Roth beim Wasserinformationstag in Bensheim. Dort kamen zum nunmehr fünften Mal Vertreter der Wasserwirtschaft aus Hessen und Rheinland-Pfalz zu einer Fachtagung zusammen.

Teil dieses Verbundsystems für das Rhein-Main-Gebiet ist auch der Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe Ost (WBVRO). Mit seinem Wasserwerk Jägersburg mit einer jährlichen Fördermenge von 21,5 Millionen Kubikmetern trägt es neben der Versorgung seiner Verbandskommunen über eine Grundlastförderung auch zur Versorgung der Rhein-Main-Region bei. „Die Optimierung unserer Anlagen ist auch bei uns eine Daueraufgabe“, sagt WBVRO-Verbandsdirektor Ingo Bettels. Wurden in der Vergangenheit Tiefbrunnen saniert und Speicherkapazitäten erweitert, stehen aktuell weitere Optimierungen, etwa im Bereich des zweiten Verbandswasserwerks Feuersteinberg auf der Agenda.

Als Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (LDEW) Hessen und Rheinland-Pfalz und der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW Hessen/Rheinland-Pfalz) kennt Bettels die Vielfalt der Herausforderungen. „Klimawandel, Urbanisierung oder Gewässerschutz sind dabei nur einige von vielen Themen, die zu großen Veränderungen auch für Wasserversorger führen“, sagt Bettels.

Das sieht auch Ronald Roepke, wasserspolitischer Sprecher des LDEW Rheinland-Pfalz so, ergänzt aber die Situationsanalyse um die Feststellung: „Eigentlich sind alle Grundvoraussetzungen gegeben, um die Herausforderungen als Wasserbranche zu meistern: Der Vorsorgegrundsatz schützt die Wasserressourcen vor Schadstoffen und anderen schädlichen Einflüssen, das Verursacherprinzip sorgt für die richtigen Anreize und eine ausgewogene Finanzierung und der gesetzliche Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung sichert die knapper werdenden Ressourcen gegenüber anderen  Nutzungen – so ist es in der Theorie zumindest festgelegt“, ergänzt Roepke. „In der Realität werden diese drei, für uns nicht verhandelbaren Grundpfeiler der Gewässerbewirtschaftung und des Wasserrechts aber nicht nur hinterfragt, sondern regelrecht ausgehöhlt.“

Die Wasserbranche blickt daher mit zunehmender Sorge auf einige aktuelle Entwicklungen. Nachdem in Hessen gemeinsam ein Leitbild Integriertes Wasser-Ressourcen-Management Rhein-Main entwickelt wurde, wiederholt sich der Prozess nun auf Bundesebene im Nationalen Wasserdialog. Grundsätzlich stehen die öffentlich-rechtlichen Wasserversorger diesen Prozessen positiv gegenüber. Wasserrechtliche Grundsätze dürften aber nicht zur Disposition gestellt werden. Zudem dürfe sich das Land Hessen als verantwortlicher Gesetz- und Normengeber nicht auf die Rolle des „Prozessbegleiters“ zurückziehen, brachte Florian Weber vom Hessischen Städte- und Gemeindebund in seinem Vortrag über den Leitbildprozess bei der Fachtagung in Bensheim Forderungen der Wasserwirtschaft auf den Punkt.

Sorge bereitet der Wasserwirtschaft auch die Qualitätssicherung der Wasserförderung. „Die dringend notwendige Umsetzung der fast 30 Jahre alten EU-Nitratrichtlinie stockt auch aufgrund der Bauernproteste weiterhin. Und in behördlichen Genehmigungsverfahren vor Ort wird der Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung nicht so gelebt wie es das Wasserrecht vorgibt“, kritisierte Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser, des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW).

„Als öffentlich-rechtliche Wasserversorger brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen“, sagt WBVRO-Verbandsdirektor Ingo Bettels. „Die Wasserversorger machen ihre Hausaufgaben, um die Versorgungssicherheit mit unserem Lebensmittel Nummer Eins langfristig auch angesichts der vielfältigen Herausforderungen sicherzustellen. Der Vorsorgegrundsatz, das Verursacherprinzip und der Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung müssen zur Grundlage aller Entscheidungen werden“ fasst der Geschäftsführer des LDEW, Horst Meierhofer, den Wunsch der Branche zusammen.

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Beim Fünften Wasserinformationstag in Bensheim trafen sich 85 Vertreterinnen und Vertreter der Wasserwirtschaft aus Hessen und Rheinland-Pfalz zu einer Fachtagung. Bild (v.l: Ingo Bettels (Verbandsdirektor des WBVRO), Martin Weyand (BDEW), Heinz Flick (DVGW), Horst Meierhofer (LDEW), Dr. Friedhelm Fritsch (DLR Rheinhessen), Ronald Roepke (LDEW). Foto: WBVRO

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Ingo Bettels bei der Begrüßung der Gäste. Foto: WBVRO